Der Parkfriedhof in Berlin-Lichterfelde

Als erster angelegter Friedhof Berlins ist der Parkfriedhof Lichterfelde 1908 aus einem gartenkünstlerischen Wettbewerb hervorgegangen.

Die Gemeinde Groß-Lichterfelde, bevorzugte Wohngegend des Bildungsbürgertums, beabsichtigte, mit dem neue Friedhof eine vorbildliche Anlage zu schaffen - es sollte geradezu ein Musterfriedhof werden. Und wirklich avancierte der Parkfriedhof wegen seiner gepflegten gärtnerischen Anlagen und der künstlerisch gestalteten Grabmäler bald zu einem der schönsten und beliebtesten Berliner Friedhöfe. In den zwanziger Jahren, als die freie Friedhofswahl für alle Berliner eingeführt wurde, entwickelte er sich zum Prominentenfriedhof und wurde erweitert.

Neben Schriftsteller, Wissenschaftler, Künstler, Musiker und Techniker bildeten die Flieger und Flugpioniere eine bedeutende Gruppe in Lichterfelde. Flugpioniere wie Gustav Lilienthal (1849 - 1933, Bruder von Otto Lilienthal) sind ebenso vertreten wie Angehörige der Deutschen Luftstreitkräfte, z. B. Gunther Plüschow (1886 - 1931), Leutnant z. S. Reinhold Poss (1897 - 1933) und dem General der Flieger Helmut Wilberg (1880 - 1941).

Die Anfänge der deutschen Lufthansa (Fritz Achterberg 1901 - 1939, Friedrich Christian Correns 1863 - 1923 und Martin Wronsky 1877 - 1946) sowie der Ballonflieger und Stratosphärenforscher Arthur Person (1859 - 1942) und der Erfinder des "Autopiloten" Johann Maria Boykow (1879 - 1935) repräsentieren weitere Sparten des Flugwesens.

Im "Dritten Reich" entdeckte Reichsmarschall Hermann Göring (1893 - 1946, im 1. WK zuletzt Führer des Jagdgeschwaders 1) die idyllische "Talwiese" inmitten des Friedhofes. Mehrfach wurde von Zeitzeugen berichtet, dass Göring die Talwiese für sich und seine Familie beanspruchte. Der Untergang des NS Staates verhinderte dies. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Robert W. Kempner (1899 - 1993) auf diesem Friedhof beigesetzt wurde, der als deutscher Jude 1935 Deutschland verlassen musste, 1945 dann die Anklagerede gegen Göring hielt und 1951 nach Deutschland zurückkehrte.

Etwas erhöht, und damit als besondere Anlage hervorgehoben, liegt der Ehrenhain 1914 - 1918 inmitten des Parkfriedhofes. Jeweils zwei Stufen führen hinauf, flankiert von Treppenwangen, auf denen je ein Zippus (eiförmiger Stein als Wegmarke) steht, nach christlichem Verständnis ein Auferstehungssymbol. Zu beiden Seiten der Treppenanlage wurde je eine Friedenslinde gepflanzt. Auf der 1922 angelegten, schlichten Anlage, existieren noch 62 Gräbern von Gefallenen aus dem ersten Weltkrieg. 1983 hat die Anlage mit der Figur einer Trauernden ein Zentrum erhalten. 13 Steinkreuze, deren Form an das Eiserne Kreuz erinnern, sind erhalten. Die anderen Gräber haben andere Formen.